Ich bin mit der Prämisse in Wer ist Hanna? gegangen, das es sich um einen Spionage Action Thriller handelt. Das stimmt leider nur zum Teil und die Frage, die der Titel des Films stellt, geisterte bei mir den ganzen Film über im Hinterkopf.
In der ersten Szene sieht man eine in Pelzen vermummte Gestallt durch die eisbedeckter finnische Einöde streifen. Hanna (Saoirse Ronan) ist mit Pfeil und Bogen auf der Jagt nach einem Hirsch, trifft ihn mit einem Pfeil und verfolgt ihn bis er zusammenbricht. Fast schon entschuldigend sagt sie zu ihm, „ich habe dein Herz verfehlt“ und gibt ihm den Gnadenschuss mit einer Pistole.
Fernab jeder Zivilisation und ohne Hilfsmittel der Moderne (bis auf Schusswaffen und Messer) bildet Erik (Eric Bana), der Vater von Hanna, diese zum Überleben und Töten aus. In einer fast schon steinzeitlichen Überlebenssituation haben die beiden nur das zur Verfügung, was sie selber herstellen. In Hanna, die die zivilisierte Welt nur aus Jahrzehnte alten Büchern kennt, reift immer mehr das Gefühl heran das Sie bereit für die Welt und ihre Mission ist. Sie konfrontiert Erik damit, der eine gewisse Zeit braucht, um diesen Entschluss zu akzeptieren. Schließlich gräbt er einen Peilsender aus und übergibt ihn Hanna. Wenn sie wirklich der Meinung ist, bereit zu sein soll sie ihn aktivieren. Dann würde Marissa Wiegler (Cate Blanchett), eine hochrangige CIA-Agentin kommen und sie holen. Seit Hannas Geburt verstecken sich die beiden sich vor Marissa, welche auch Hannas Mutter auf dem Gewissen hat und nur Marissas tot oder der von Hanna und Erik kann das beenden. Hanna aktiviert den Peilsender und Erik lässt Hanna in der Hütte zurück. Sobald Hanna Marissa getötet hat, wollen sich beide in Berlin treffen. Ein Einsatzkommando erreicht die Hütte und nimmt Hanna mit, aber nicht ohne Verluste. Sie wird in eine geheime unterirdische Anlage verfrachtet und dort befragt. Dort will sie mit Marissa sprechen, doch anstatt in eigener Person zu ihr zu gehen, schickt sie eine Doppelgängerin zu ihr. Hanna tötet die Doppelgängerin und in dem Glauben ihren Auftrag erfüllt zu haben flieht sie aus der Anlage. Glücklicherweise trifft sie auf eine Familie, die mit ihrem Wohnmobil auf Urlaubsreise sind. Bei ihnen findet sie zeitweisen Unterschlupf, freundet sich mit deren Tochter und unternimmt die ersten holprigen Versuche der zwischenmenschlichen Beziehungen. Doch auch jetzt wird sie noch von dem Sadisten Issacs (Tom Hollander) und seinen Gehilfen verfolgt. Schafft Hanna es ihren Vater in Berlin wieder zu treffen und das Geheimnis, das sie birgt zu beantworten?
Der Film kommt ganz allmählich in Schwung, zieht mit jeder Kampfsequenz etwas an und lässt dann wieder etwas nach, wenn Hanna beginnt, sich mit der Welt und den Menschen in ihr auseinander zu setzten. Zum Beispiel weiß Hanna, was Elektrizität ist, aber nur aus Büchern und ihr erster direkter Kontakt damit steigert sich schnell in eine Albtraumsequenz. Ihr fällt es auch sehr schwer mit den komplexen zwischenmenschlichen Beziehungen um zu gehen, da sie ihr ganzes Leben als Einsiedler in Überleben und Kampf ausgebildet wurde. Saoirse Ronan schafft es hervorragend die Naivität eines jungen weltfemden Mädchen mit den Künsten einer Killerin in Einklang zu bringen. Im Hauptaugenmerk liegt natürlich das unausweichliche Duell zwischen ihr und Cate Blanchett, die auch eine vorzügliche Arbeit abliefert und die extrem übertrieb eiskalte Agentin mit dunklem Hintergrund spielt.
Was uns zu diesem dunklen Hintergrund und der Frage im Titel bringt, diese wird nur in Ansätzen beantwortet. Der Schwerpunkt des Films liegt eindeutig auf den surrealen Situationen die Hanna umgibt und den klischeehaften Verfolgern von ihr.
Wer sich einen Film wie Salt oder Bourne erhofft wird etwas Enttäuscht, ich würde Wer ist Hanna? eher mit Hitman oder Universal Soldiers vergleichen. Joe Wright liefert hier eine bizarre und düstere Märchenadaption des Super-Killer-Szenario ab, die trotz guter Filmkunst, nicht viel neues birgt.
Schreibe einen Kommentar