Wir haben den Tag sehr ruhig angehen lassen und entspannt ausgeschlafen. Nach der Morgentoilette, haben wir unsere restlichen sieben Sachen zusammen gepackt und haben ausgecheckt. Die Koffer haben wir dann beim Concierge abgegeben und sind bei dem Kaffee Laden um die Ecke erst einmal brunchen gegangen. Für Max gab es einen riesigen warmen Muffin und einen Cappuccino, währenddessen ich mir einen warmen Blueberry Bagel mit Schinken und Käse nahm, dazu einen normalen Kaffee. Kurz vor einem buddhistischen Zen-Stand haben wir ganz gemütlich gegessen und dem Kommen und Gehen auf der Straße zugeschaut.
Gesättigt und gekräftigt, haben wir unsere Koffer wieder ausgelöst und haben uns auf zur Bushalte Stelle gemacht. Es gibt hier zwei Flughafentransfer Linien. Einmal für 10.000 Won und für 16.000. Vom Concierge haben wir den Tip bekommen, daß der für 16.000 Won (KAL Limousine) viel bessere Sitze hätte und so haben wir gleich Tickets für diesen gekauft. Die paar Euro machen den Bock auch nicht fetter und der Transfer an sich war wunderbar. Das waren super bequeme Ledersessel mit Sicherheitsgurten (darauf hat der Fahrer wert gelegt), sehr großer Beinfreiheit und natürlich (wie überall in Seoul) den üblichen WLAN Hotspots. Nach einer knappen Stunde Fahrt, waren wir in Incheon und suchten den Schalter, um unsere Koffer aufzugeben. Einmal gefunden, haben wir erfahren, daß der Flug anscheinend überbucht ist und daß wir, weil wir so früh da sind, auf die 1st Class aufgestuft werden. Max sah aus wie ein Kleinkind, das zum ersten Mal einen Lolli probiert hat. Er hat gestrahlt bis über beide Ohren. Bei der Sicherheitskontrolle wurde auf einmal das zwei Zentimeter “große” Taschenmesser, das ich am Schlüsselbund habe, beanstandet. Das dürfte ich nicht mitnehmen, über diese Tatsache etwas verwirrt (ich habe dieses Ding nie als Messer angesehen), habe ich nach kurzem Zögern der freundlichen Dame das Taschenmesser übergeben. Die war daraufhin glücklich und ich nicht mehr. Immer noch leise fluchend (nicht über die Frau, die macht nur ihren Job) stellten wir uns bei der Passkontrolle an und betraten erfolgreich die Duty Free Zone. Kaum waren wir dort, hörten wir Musik aus einem der Gänge. Es stellt sich heraus, daß der Flughafen Schauspieler beschäftigt, die in traditioneller Kleidung der Josen Dynastie einen kleinen Umzug darbieten.
So marschiert eine kleine Ehrengarde von Soldaten voran, gefolgt von dem Königsehepaar, unter einem Sonnenschirm (getragen von Dienern). Danach kamen die königlichen Kinder (wieder unter einen Schirm). Gefolgt von ein paar Gefolgsleute und Adlige. Alles zusammen 20-30 Leute, die marschieren da immer wieder durch den Flughafen und die Soldaten brüllen immer, wenn sie einen Links- oder Rechtsschwenk machen. Nach kurzem Sihghtseeing durch die Shops haben wir uns dann in der Lounge einquartiert und warten auf den Flug. Die Stunden des Wartens haben wir unterschiedlich genutzt. Ich habe mein Reisetagebuch überarbeitet und Max hat sich um mögliche Sitzreservierungen für den Rückflug gekümmert. Die Zeit verging wie im Fluge (Wortspiel billigend in Kauf genommen) und wir machen uns auf zum Gate. Beim Anblick des Flugzeuges war Max wieder aus dem Häuschen und konnte sich nicht satt sehen. Das Boarding wurde eröffnet und wir wurden zu unseren persönlichen Kabinen geführt. Der Fernseher des Entertainment Systems war beinahe genauso groß wie der bei mir Zuhause. Wenn die Jungs und Mädels aus der Business schon umherwuselten, dann setzten die aus der 1st aber noch einen drauf. Man brauchte nur etwas verwirrt zu schauen (sobald man aus der Box schaute) und es war jemand da und fragte nach dem Rechten. Noch vor dem Abheben bekamen wir einen Aperetif und mussten uns zwischen einem asiatischen und westlichen Menü entscheiden. Max und ich wählten das westliche, da sich das asiatische Gericht nicht so lecker anhörte. Als wir dann in der Luft waren, wurde uns ein Tisch gedeckt (der in der Zwischenwand versteckt war) und es gab eine Vorspeise aus einem kleinen Salat mit Balsamicodressing, Schinken, Melonen und ein paar Weintrauben. Gefolgt von dem Hauptgang, Steak mit Kartoffeln und Karotten. Als Nachspeise gab es Eis und Kaffee. Dabei saßen wir auf Deluxe-Gundam-Sesseln, die waren so bequem, daß ich nur zur Hälfte scherzte, das Alles abschrauben zu wollen und mitzunehmen. Ich stelle jetzt die Behauptung auf, daß ich noch nie so angenehm geflogen bin wie mit der 1st Class Asiana und warscheinlich werde ich das auch nie wieder. Kurz vor der Landung habe ich noch mal alle verschiedenen, kleinen Fächer kontrolliert, ob ich nicht etwas vergessen habe. Dabei bin ich auf eine Kaputzen-Pulli gestoßen der nicht mir gehörte. Als ich diesen der nächst besten Stewardesse übergab, ist deren perfektes Lächeln für nur eine knappe Sekunde verrutscht und es kam ein Blick hervor, den ich nur zu gut kannte. Dieser Blick bedeutete so etwas wie, verdammt noch mehr Arbeit. Trotzdem nahm sie ihn entgegen und verschwand. Wenige Minuten später kam dann die Chef-Stewardess zu uns, um sich zu bedanken, daß wir mit Asiana geflogen sind und entschuldigte sich zwei mal für den Pulli.
Die Gepäckausgabe, Immigration und Zoll haben wir in Rekordzeit (maximal 25 Minuten) abgewickelt und standen im Arrival Bereich des Flughafens. Gerade als wir in die öffentliche Zone gehen, wundere ich mich noch, warum uns da jemand zu winkt und auf einmal winkt Max zurück. Etwas verwirrt wurde mir das winkende Mädel als Gwendolyn vorgestellt. Max hatte sie bei einem seiner vorherigen Besuche kennen gelernt und sie darüber informiert, daß wir kommen. Sie ist sehr aufgeschlossen, fröhlich und politisch aktiv. Sie erzählt freudig darüber, daß sie Teil der Occupy Hong Kong Bewegung wäre, die sich für demokratische Wahlen einsetzt und in einer Zeltstadt lebt. Diese Zelte wären komplett autark, wie z.B. bei Strom aus Solarzellen. Sie hatte auch schon das ein oder andere Zusammentreffen mit der Polizei gehabt und zeigte dabei ihr Samsung mit einem angeschlagenen Display. Danach zeigte Sie uns eine Visitenkarte von Thomas Reichart des ZDF. Er ist Chef Ost Asien Korrespondent und wir waren mächtig beeindruckt, denn uns beiden war der Name ein Begriff. Max hat ihr eindringlich geraten, diese Visitenkarte aufzuheben. Leider waren wir so spät gelandet, daß der reguläre Busverkehr nicht mehr fuhr und so haben wir uns Octous Cards geholt. Das sind wieder aufladbare Karten mit denen man alles bezahlen kann wie Bus, Bahn, Supermarkt (7-Eleven) und Automaten. Wieder einmal frage ich mich, warum bekommt man in Deutschland das nicht hin ? Ist es das, was man den Horizont erweitern nennt? Daß man sieht, was in Deutschland nicht richtig funktioniert? Die Octupus Card luden wir auch gleich mit etwas Geld auf, das wir aus dem Geldautomat gezogen haben und fuhren mit der Bahn zu unserem Hotel. Dort wird gerade umgebaut und wir mussten erst etwas suchen, bevor wir den Eingang gefunden haben. Wir checkten ein, verabschiedeten uns von Gwendolyn und bezogen erstmal Quartier.
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