Der gestrige Tag war für Max lang und so sind wir heute etwas später in den Tag gestartet. Als erstes hatten wir den Tian Tan Buddha auf dem Programm. Eigentlich wollten wir mit der Seilbahn auf den Berg fahren, aber die war außer Funktion. Darüber war Max nicht besonders erfreut, denn bei seinen vorherigen zwei Besuchen war dies auch immer der Fall. Also fuhren wir mit dem Bus, was etwa einen dreiviertel Stunde in eine Richtung dauert. Während dieser Zeit sind mir zwei Dinge klar geworden, auch diese Sitze sind nicht für mich gebaut sind und für Hongkong Chinesen ist defensives Fahren ein Fremdwort. Der Fahrer ist stellenweise wie ein Rallyfahrer in die Ecken und den Berg herunter gerast. Dieses Verhalten hat sich nur geändert, wenn er bergauf musste und die Leistung des Busses nicht gereicht hat. Es kann natürlich auch der Fall sein, daß der Fahrer auf einer missionarischen Mission war und versuchte jeden Insassen zu konvertieren, wenn dies aber der Fall war, hat er alles falsch angefangen.
Nachdem ich meine Beine schon eine ganze Weile nicht mehr gespürt habe sind wir angekommen. Ich brauchte etwas Zeit, mich aus dem Sitz zu befreien und aus dem Bus zu stolpern. Natürlich mindestens genauso elegant wie bei der Seilbahn, wenn ich mich nicht noch gesteigert habe in meiner Performance. Die Temperatur war hier auch etwas erträglicher, vielleicht kurz vor Purgatorium. Auf jeden Fall waren wir jetzt in Ngong Ping auf Lantau Island und als erstes ignorierten wir das historische Shopping Village beinahe komplett. Das ist nur da, um den Touristen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Wir gingen unter dem ersten großen Tor hindurch, Richtung Pin Lo Kloster an den Statuen der 12 göttlichen Generäle vorbei. Hier rannten viele Hunde herum, die sich von den Touristen nicht stören lassen und immer im Schatten liegen und dösen.Ich vermute mal, dies sind die “Klosterhunde von Po Lin” die sich hier frei bewegen dürfen. Aber wir sind wegen des Buddhas da und nicht aufgrund der Hunde. Wir kommen an einen großen Platz mit einer Art Monument in der Mitte, der gerade von einigen Kindern in Beschlag genommen wurde, die darauf herumtollen. Wir lassen das Kloster zu unserer Linken, links liegen (Achtung Wortspiel) und biegen rechts auf die riesige Treppe ein, die zu Buddha führt.Max meint das Wetter wäre heute nicht ideal, aber ich kann ihm da nicht zustimmen. Die Wolkendecke ist heute niedrig und wir befinden uns mitten darin und der Tian Tan Buddha wird immer wieder von schnell vorbeiziehenden Wolken umspielt. Immer wieder teilweise in fluffige Nebelwolken ein- und wegtauchend, um dann kurze Zeit später wieder zu erscheinen.Selbst als ich wie eine schlecht gewartete deutsche Dampflock schnaufend die Treppen erklimme, fällt mir dieses bezauberne Schauspiel auf. Oben angekommen, brauche ich einen Moment oder ein paar mehr, um wieder zu Atem zu kommen. Dabei stehe ich einfach nur schwer atmend da und versuche dabei Keinem im Weg zu sein. Denn dieser Buddha wird aktiv von mehreren Leuten hier vor Ort verehrt. Ein Mann und eine Frau knieen gebückt vor dem ihm und sind in ein stilles Gebet vertieft. Ein weiterer Mann stellt sich zu ihnen, presst seine Hände zum Gebet zusammen, verbeugt sich und geht weiter. Ich beschließe, daß ich nicht weiter die Treppe verstopfen sollte und erkunde erst einmal die tiefe Plattform um den Buddha herum. Hier finden sich mehrere kleine Statuen, die ihn umringen und verschiedene Gegenstände zu ihm hochhalten. Auf dieser (unteren) Ebene befinden sich auch Eingänge für mehrere kleinere Shops und eine Kasse für das Buddha Museum, das sich im Buddha und einem Teil der Plattform befindet. Man schlängelt sich immer im Kreis, durch das innere bis man seitlich unter Buddhas Gesäß wieder zum Vorschein kommt. Hier steigt man dann zwei weitere Plattformen wieder herab, bis man wieder die kleineren Statuen erreicht hat. Ich habe versucht, einen der andern Touristen zu überzeugen mich mit dem Buddha im Hintergund zu fotografieren, aber leider habe ich einen Russen erwischt, der anscheinend noch nie eine Kamera in der Hand gehabt hat. Das Ergebnis war, sagen wir, interessant. Also belassen wir es bei dem, was Max und ich selbst machen können. Wir haben noch einmal für gescheite Fotos von uns gesorgt und sind die Treppen wieder herab gestiegen. Wir haben noch einmal in das Poo Lin Kloster hereingeschaut uns kurz umgeschaut und sind dann wieder Richtung Hong Kong gefahren. Uns gelüstete es nach Essen.
In der Hong Kong Station haben wir den Laden Tim Ho Wan aufgesucht, dieser soll eines der besten Dim Sum der Region haben. Wir beide hatten noch nie das Vergnügen so etwas zu probieren und so hatten wir bei der Bestellung kleine Anlaufschwierigkeiten. Es wird nicht wie üblich bei der Bedienung bestellt, sondern man füllt am Tisch einen Bestellzettel aus, was man haben will und übergibt ihn der Bedienung. Die bringt dann nach und nach was man angekreuzt hat und beendet das Ganze mit einem Zettel mit der Rechnung. Wir bestellten einfach mal drauf los, was sich so lecker oder interessant anhörte. Das Essen war auch gut, ich hatte nur das kleinere Problem, daß es irgendwie etwas uninteressant schmeckte, die einzigen geschmacklichen Ausreißer aus der Palette war abermals die Süße. Von der Menge her war das Ganze auch nicht berauschend und so sind wir ein paar Straßen weiter zu Yoshinoya gegangen und haben uns da etwas geholt. Wiedermal kann ich nicht sagen was das war, da wir nur auf das Bild gezeigt haben, Aber es sah aus wie in dünne Scheiben geschnittenes Rindfleisch, auf Reis mit etwas Gemüse. Das hat gut geschmeckt und wir waren beide davon begeistert.
So gestärkt haben wir wieder das Touristen Programm in Augenschein genommen und sind den Central Mid-Levels Escalator hoch gefahren. In Wirklichkeit besteht dieser Fahrstuhl aus insgesamt 20 hintereinander gebauten Rolltreppen, die über 800 Meter lang sind und knapp 140 Höhenmeter überwinden. Dabei geht es vorbei an allerlei Geschäften, Bars, Frisören und einem Fitnesstudio. Das war ganz witzig, bis wir wieder zu Fuß herunter latschen mussten. Aber irgendiwie müssen wir ja wieder runter, da wir uns um 20 Uhr die “A Symphony of Lights” show ansehen wollten. Wir haben das auch noch rechtzeitig geschafft und uns die Lasershow mit nur einem geringen Publikum, also vielleicht zwei tausend Leuten, angesehen. Als die Show vorbei war und die Menge begonnen hat sich zu verziehen, machte Max den Vorschlag noch ins Aqua zu gehen. Dies ist eine der besseren Bars in einem der Wolkenkratzer und man hat einen wunderbaren Blick auf Hongkong, besonders bei Nacht. Hier haben wir gemütlich ein paar Cocktails geschlürft, uns entspannt und den Tag noch einmal Revue passieren lassen. Danach hatten wir beide keine Lust mehr und sind zurück ins Hotel.
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