Dungeon Siege 3 (PC)

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dungeon-siege-3Ich bin ein begeisterter Rollenspieler und habe die ersten beiden Teile der Dungeon Siege Reihe auf dem PC geliebt. Da gab es für mich keine Alternative als auch den dritten Teil für den PC vor zu bestellen und gestern habe ich DS3 nach knapp 13 Stunden Spielzeit dann auch diesen Teil zum Abschluss gebracht, Gott sei Dank.

Im Gegensatz zu der neusten Inkarnation von Dungeon Siege waren die ersten beiden Teile von der Spielmechanik recht ähnlich. Der Spieler wählte seine Rasse, die verschiedene Vor- und Nachteile boten, und hatte dann die freie Wahl, wie er seinen Charakter ausbaute. Es gab vier Grundfähigkeiten, Nahkampf, Fernkampf, Naturmagie und Feuermagie. Je nachdem wie oft man diese einsetzte, erhöhte sich das Level. Dies wiederum erhöhte die Effektivität und schaltete weitere Ausrüstung und Zaubersprüche frei.
Dieses Prinzip wurde im dritten Teil gekippt, hier wählt man zwischen drei verfügbaren Charakteren. Einen Nahkämpfer, einen Magier und eine Magie-Krieger-Hybridiren. Jeder Charakter, den man wählt, hat zwei „Modi“. Ich habe den Nahkämpfer gewählt und dieser hat eine Zweihandwaffe (für Gruppen von Gegnern) und eine Schwert / Schild (einzelne Gegner) zur Auswahl. Jeder Modus hat seine eigenen Fähigkeiten, die man nach und nach freischaltet und dazu drei allgemeine Defensivfähigkeiten. Über weitere Fertigkeitspunkte kann man diese Fähigkeiten weiter Spezialisieren und seinen Vorlieben nach anpassen. Zum Schluss kommen noch Talente zur allgemeinen Verbesserung.

Früher bestand die Gruppe aus bis zu vier Charakteren über die man die freie Kontrolle hatte, das wurde auf zwei verringert und der Spieler kontrolliert nur noch seinen eigenen Charakter. Der Zweite wird vom Computer gesteuert. Die Auswahl der möglichen Gruppenmitglieder wurde auch auf drei heruntergestuft. Der Kampf an sich wurde auch „Modernisiert“ und für Konsolen optimiert / ausgelegt. Konnte man früher seine Gruppe in bester Diablo Manier noch strategisch aufbauen und taktisch Platzieren (Tank, Heiler und Damage) wurde das jetzige System zu einem Action Rollenspiel migriert. Da man sowieso keinerlei Kontrolle über seinen einzigen Verbündeten hat, ignoriert man diesen die ganze Zeit und versucht so schnell wie möglich so viele Gegner wie möglich auszuschalten. Dabei muss man Attacken geschickt ausweichen oder sie Blocken (nach Bedarf und Charakteraufbau), sich danach wieder neu ausrichten und nimmt das Gemetzel wieder auf. Die verfügbaren Offensiv- und Defensivfähigkeiten geben einem im normalen Kampf leicht die überhand, nur die reichlichen Bosskämpfe sind kniffliger. Da auch die Heil- und Manatzränke abgeschafft wurden, muss man seinen Charakter überlegt ausbauen und die Fähigkeiten der Situation entsprechend einsetzten. Der durchschnittliche (Boss-) Kampf sieht so aus, dass man auf den Gegner einschlägt, bis der zu einer größeren Attacke ausholt. Jetzt muss man sich in Sicherheit bringen und gegebenenfalls seine Defensivfähigkeiten einsetzten. Ist dies vollbracht versucht man wieder an den Gegner, rann zu kommen, um ihn weiter mit seinen effektivsten Angriffen einzudecken, ohne dabei selber viel einzustecken. Ich habe keine Probleme ein etabliertes System zu modernisieren, aber ein so rabiater Abkehr ist für jeden Fan der Serie ein Schlag ins Gesicht. Dass die Steuerung am PC so katastrophal ist, dass die Entwickler jetzt eine Nachbesserung versprochen haben, macht es nicht besser.

Das Menü zum Charakterausbau finde ich extrem unübersichtlich. Nach jedem Stufenaufstieg wird man in einer Kampfpause, gezwungen seine Punkte zu verteilen. Die Fähigkeiten sind obligatorisch und man nur die Reihenfolge wählen, in der man alle neun freischaltet. Die Fertigkeiten, die zur Spezialisierung der Fähigkeiten eingesetzt werden, sind hingegen am wichtigsten. Die Talente sind, bis auf wenige Ausnahmen fast sinnlos. Das System der Steigerung durch Anwendung wurde für die Fähigkeiten übernommen. Jedoch konnte ich keinen nennenswerten Effekt feststellen, wenn diese maximiert wurden.

Die Handlung wurde im Vergleich zu den Vorgängern erheblich ausgebaut und wird sowohl in animierten Bildsequenzen und im Dialog mit den Charakteren vorangetrieben. Ich muss zugeben, die Handlung war das Einzige, was mich dazu gebracht hat, das Spiel zu Ende zu bringen. Auch wenn sie, im deteil, nicht besonders durchdacht war. Im Spiel schlüpft der Spieler in die Rolle eines der Nachkommen, der 10. Legion. Ständig heißt es „Legion hier, Legion da“. Die geschichtliche Definition von „Legion“ kommt aus der römischen Armee und umfasste drei bis sechstausend Soldaten. In Dungeon Siege 3 hingeben, selbst am Ende des Spiels, umfasst die bestenfalls ein abgebrochenes Dutzend. Trotzdem führt sich das Spiel auf, als spreche man für eine ganze Armee.
Wo wir beim Thema Dialog sind, in anderen Rollenspielen, die die Möglichkeit der Antwortauswahl bieten, muss man sich mit seinen Gruppenmitgliedern beschäftigen. Ein Paradebeispiel ist hier Mass Effect, alle Charaktere hatte eine Persönlichkeit mit Interessen und Abneigungen. DS3 hat das fast nicht. Am meisten setzt der Spieler sich mit Nichtspieler Charakteren auseinander, die Gruppenmitglieder bleiben fast vollständig außen vor. Ab und an blöken diese zwar ein paar Kommentare, aber zu einem Dialog kommt es nicht. Die komplette Gruppe wird auf ihre Rollenverteilung reduziert oder besser gesagt, vernachlässigt. Dies sterilisiert die Welt von Ehb erheblich.

Der Levelaufbau ist extrem linear und trotzdem musste ich immer wieder für die Nebenmissionen vor und zurück um alles abzusuchen. Es besteht die Möglichkeit zwischen den Missionen zu wechseln, aber der Spieler bekommt keine Anzeige, wohin er muss. Es gibt nur eine Markierung auf der Minikarte rechts oben im Bildschirm. Die taucht aber nur auf, wenn man beinahe danebensteht. So bin ich immer weiter geradeaus gelaufen und habe die Nebenmissionen, die ich nicht auf Anhieb gefunden habe, nach ca. sechs Stunden Spielzeit ignoriert.

Die Mehrspielerfunktion von DS3 ist vorhanden aber nicht empfehlenswert. Früher konnte man mit bis zu drei weiteren eine Gruppe bilden, seine Charaktere aufbauen und die Welt von Ehb retten. DS3 hat auch dieses System „modernisiert“. Jetzt kann nur noch ein Spieler einem anderem Spiel beitreten und übernimmt die Kontrolle über den zweiten Charakter. Es besteht nicht mehr die Möglichkeit seinen eigenen Charakter mitzunehmen, sondern alles bleibt bei dem Spieler, der den Server stellt. Eine wichtige psychologische Grundlage von Rollenspielen ist die Entwicklung seiner Charaktere. Warum soll ich als Spieler aber ein Spiel eines anderen beitreten, wenn ich davon nichts habe? Ich entwickle für meine aufgewendete Zeit nur seinen Charakter weiter, nicht meinen. Da wäre es besser gewesen, die Entwickler hätten diesen glorifizierten Zwei-Spielermodus ganz weggelassen.

Dungeon Siege 3 ist eine Konsolenportieren par excellence und das merkt der PC Spieler an jeder Ecke und jedem Menü. Die Steuerung ist grottig, die lineare Handlung annehmbar, der Soundtrack und die Grafik gut. Den Mehrspielermodus hätte man besser weglassen sollen. Ich als Dungeon Siege Fan seit dem ersten Teil führe mich, auf gut Deutsch, verarscht. Das ist nicht Dungeon Siege und ich wünschte sie hätten dieses Spiel unter einem anderen Namen veröffentlicht. Jeder der die früheren Teile gespielt hat und diese mochte soll tunlichst die Finger von dieser Grässlichkeit lassen. Das spart eine menge Frust und Geld.

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