Vor nicht einmal allzu langer Zeit kamen zwei Freunde und ich auf die glorreiche Idee nach Frankreich zu fahren. Wie die meisten guten Ideen haben wir bei der Planung nicht allzu genau nachgedacht und alles recht kurzfristig organisiert. Bei der Hotelreservierung wunderten wir uns kurz, warum wir erst im dritten Hotel, das wir anfragen zusammen Zimmer reservieren konnten. Aber dann wurde uns klar, dass dies das Pfingstwochenende ist und wahrscheinlich Gott und die Welt unterwegs sein würde. Aber wir fanden doch noch Hotels, die uns aufnehmen konnten und unerschrocken wie wir waren, ließen wir uns nicht abschrecken und trafen uns am Samstag morgen um 4 Uhr zusammen in Frankfurt, programmierten das Navi und fuhren los.
Dieses leitete uns über Belgien und als die Deutschen Radiosender von den Belgischen ersetzt wurden, fragten wir uns für einen Moment ob das Radio kaputt gegangen sei, da wir nichts mehr verstanden. Dann wurde uns aber klar, das die im Radio Französisch sprechen. Wir schmunzeln alle über unseren irrtum und fuhren weiter.
Bei unserer ausgiebigen und umsichtigen Planung haben wir die Zwischenstopps auch so gelegt, dass wir eine entspannte Fahrt hatten und unsere Etappen ausgeglichen. Natürlich ist uns nicht während der Fahrt aufgefallen das die erste Etappe nach Bénouville knappe 820 Kilometer lang ist und die nächste morgen nach Mont Saint Michel nur weitere 125 Kilometer. Nein das war natürlich Absicht, wer was anderes sagt verbreitet eindeutig Fake News.
Nach knappen 9 Stunden Autofahrt endlich in Bénouville, brauchten wir nur kurz unser Hotel (La Glycine) zu finden, da es sich in einer kleinen Seitenstraße versteckte. Wir suchten uns einen Parkplatz und suchten die Rezeption auf, bei der wir mit einem freundlichen “Bonjour” begrüßt wurden. Als wir allerdings mit einem englischen “Hello” Antworten entdeckten wir eine hochgezogene Augenbraue der Rezeptionistin. Die freundliche Frau konnte bestenfalls Holpriges Englisch und wollte uns schon wieder wegschicken, da das Hotel restlos ausgebucht war. Es brauchte auch etwas, bis wir ihr klar gemacht hatten dass wir über das Internet zwei Zimmer reserviert hatten und endlich mit dem Checkin beginnen konnten. Erst im Nachhinein und nach mehrmaligen Fragen, bemerkten wir das ein paar Infos entweder vergessen wurden oder in der (nicht vorhandenen) Übersetzung untergegangen sind, aber dazu komme ich etwas später noch.
Wir bezogen unsere Zimmer und entspannten etwas nach der Fahrt bis wir beschlossen, die Umgebung zu erkunden. Es gab zwei erwähnenswerte Ziele, die Phoenix Bridge und der Strand. An der Brücke gab es ein Flugabwehrgeschütz aus dem 2. Weltkrieg, einen D-Day Shop und zwei Kaffees. Nachdem wir uns etwas umgesehen und den unzähligen Joggern, Radfahrern und alles andere was sich da durch die Gegend trieb dabei zugesehen haben wie sie dem Kanal auf und ab marschierten, zogen wir weiter zum Strand.
Falls wir dachten, wir hätten halb Frankreich bereits am Kanal getroffen, wurden wir am Strand eines besseren Belehrt. Hier war offensichtlich “the place to be”, der auch offensichtlich von den Ortsansässigen dazu benutzt wurde allerlei Aktivitäten aus zu üben. Das ging von in dicke Decken gehüllt in der Meeresbrise ein Buch zu lesen bis zu Strandfußball. Bei dem alle ein bis zwei Minuten der Ball vom Wind abgetrieben und mühsam verfolgt werden musste. Was die Jugendlichen aber anscheinen nicht besonders störte oder kümmerte.
Es gab auch eine kleine Strandpromenade die mit mehreren Läden ausgestattet war, die allerlei Krimskrams, Süßigkeiten und Snacks anboten. Doch nicht nur das Leibliche Wohl wurde ausreichend bedient, auch das Spirituelle wurde abgedeckt, jedenfalls Interpretierte ich das Schild auf Französisch mit den Tantrischen Symbolen und Piktogrammen so.
Wir nutzten die Gelegenheit uns mit ein paar Crepes und einem Eis zu stärken und lauschten dabei (ungewollt) der Gesangsdarbietung einer Sängerin die recht einsam in der Menschenmasse auf der stelle tanzte, die an Ihr vorbei zog. Sie sang mit voller Inbrunst, Gefühl und Hingabe. Leider wäre aber auch ein gewisses Maß an Textsicherheit und Musikalischer Fähigkeit ihrer Darbietung durchaus zuträglich gewesen. Denn oft summte sie eher als das sie sang und wenn sie sang, traf sie nicht so wirklich die Töne, was aber niemand offensichtlich störte. Sie jedenfalls hatte ihren Spaß bei der Darbietung. Nachdem wir noch etwas weiter den Strand auf und ab gingen, kehrten wir zurück in das Hotel, um bis zum Abendessen noch etwas zu faulenzen.
Eines der wenigen Dinge die Eindeutig beim Chekin funktionierten, war die Frage ob wir einen Tisch im Hotel Restaurant reservieren möchten (dafür hat das Englisch gereicht). Natürlich hat sie vergessen uns zu informieren wann denn das Restaurant öffnet und so wurden wir erst einmal bei der Rezeption abgewiesen. Das war für uns aber Glück im Unglück, denn es gab natürlich keine Karte in Englisch und so konnten wir die Zeit die wir jetzt zu Verfügung hatten nutzen, um im Empfangsraum die Speisekarte zu übersetzten, die wir ergattert hatten. Am Schluss hatten wir auch eine ganz gute Vorstellung davon, was was ist, aber wenn wir nicht immer Geld darauf wetten würden. Aber etwas Überraschung gehört dazu, vor allem bei so einer ausgearbeiteten Fahrt und so stürzten wir uns Mutig und zum Äußersten Entschlossen in die „Essensschlacht“.
Das Restaurant war eines, das die gehobene Französische Küche darbot und entsprechende Preise verlangte. Es gab mehrere Gänge, die alle sehr gut schmeckten. Als wir dann Bezahlen wollten, brauchten wir etwas um zu verstehen das wir dies nicht bei einem der Kellner machen, sondern an der Rezeption. Abermals zeigte sich das hässliche Gesicht der Sprachbarriere und zu diesem Zeitpunkt war so Gefrustet, das ich fast nur Französische Antworten bekomme wenn ich Englisch rede, das ich den Kassierer nicht korrigierte, als er nicht kapieren wollte das ich ihm Trinkgeld anbiete. Vor allem das Drama, bis der kapierte das wir eine getrennte Rechnung möchten. So habe ich das einfach, mit den Schultern zuckend mein Trinkgeld wieder eingesteckt.
In Filmen, wenn verschiedene Charaktere in verschiedenen Sprachen reden und jeder versteht sich auf magische Art und Weise, hab eich das nie in Frage gestellt. Doch die Realität ist halt anders, vor allem wenn man einfach seinen Blaster ziehen und schießen möchte.
Vor dem Schlafen versuchte ich mich noch mit dem pseudo funktionalen WLAN des Hotels auseinander zu setzten, gab aber nach 30 Minuten (oder so) noch gefrusteter auf und benutzte einfach mein Handy mit Daten Roaming. Während meiner vergeblichen Versuche auf das Internet zuzugreifen, beglückten mich auch die unglaublichen dünnen Wände des Zimmers mit allerlei akustischer Untermalung. Da begann mit den Gesprächen der anderen Gäste, die an meinem Zimmer vorbei gingen, sich im Nebenzimmer unterhielten oder einfach den Wasserleitungen die bei jeder Benutzung ach darüber in Kenntnis setzten wollten. Aber zu dem Zeitpunkt war ich so Müde und kaputt, dass mich das alles nicht mehr groß störte und wie ein Stein schlief.
Am nächsten Morgen erfreuten wir uns an dem überaus “üppigen” französischen Frühstücksbuffet für 9€. Das bestand aus Kaffee, Croissant, Baguettes, verschiedene Marmeladen und ein homöopathische Angebote von Wurst und Käse. Aber wenigstens war der Kaffee gut und so nagte ich an ein paar Croissants mit Marmelade und hielt mich an meinem Kaffee fest. Gedankenverloren stellte ich fest, wenn ich jetzt eine Zigarette rauche, eine Baskenmütze aufsetzten und ein Baguette unter den Arm klemme, bin ich das französische Klischee.
Wir witzelten auch rum, das wir die einzigen Gäste sind, die in den Nebenraum geleitet wurden. Einfach weil wir Deutsche sind, aber ich bin mir nicht sicher ob das wirklich nur ein Scherz unserer Seite war.
Da wir gestern beim Abendessen schon für die Zimmer abkassiert wurden, gaben wir nur noch die Schlüssel ab und fuhren weiter nach Saint Michel. Auf der restlichen Etappe wurde wir vor weiteren Mautstationen glücklicherweise verschont (ein Glück) und kamen recht flott an. Hätten wir jetzt auch die Mail vom Hotel mit der Reservierungsbestätigung gelesen, hätten wir auch gewusst, dass das ganze Gelände abgesperrt ist und jede Auto zufahrt einen speziellen Code erfordert der 4€ kostet. Doch auch dies konnte uns nicht lange aufhalten und so haben wir auch dieses Hindernis mit Unterstützung der Rezeption (und verspäteten Mail lesen) von unserem Hotel Mercure Mont Saint Michel gelöst.
Nur waren wir viel zu früh für den Checkin da und uns wurde gesagt (diesmal in perfektem Englisch) die Zimmer sind noch nicht fertig. Wir müssten noch bis frühestens 14, eher 15 Uhr warten.
Schulter zuckend machten wir erstmal Pause und aßen den restlichen Wegproviant im Schatten vor dem Hotel. Nach dem Mampf, stellten wir uns dem Kampf und pirschen uns Fotoschießend an die „Insel“ Mont Saint Michel heran. Gut pirschen ist vielleicht etwas übertrieben, aber wir haben uns gekonnt in die Touristischen Völkerwanderung eingegliedert, die über den Damm zur Insel pilgerte.
Alles hier ist perfekt Touristisch erschlossen, vieles hat sogar eine Englische Übersetzung! Was uns sehr half um zu verstehen, was uns hier überteuert angeboten wird. Aber an so einen Touristen Hotspot sollte man sich nicht über aberwitzige Preise wundern.
Wir ließen uns mehr schlecht als recht vom Menschenstrom durch die Anlage treiben. Vorbei an unzähligen Souvenir Läden, Restaurants und Snack-Bars. Das einzige was die anscheinend unendliche variable Reihenfolge untzerbrach, war das ein oder andere Hotel. Von denen sogar ein paar die Preise offen angeschrieben hatten. Diese überaus erschwinglichen Zimmer begannen bei rund 200€ und das steigerten sich bis zu 900€. Da möchte man doch gleich mehrere Tage bleiben, oder nicht?
Beim Wetter hatten wir auch ziemlich Glück, es war wolkenloser Himmel und mir wurde recht schnell (mal wieder) Klar, dass ich meine Sonnencreme zu hause vergessen hatte und beschloss mich eher in den Schatten auf zu halten.
Die Insel zum ersten Mal erkundet, machten wir uns mit dem (kostenlosen) Shuttle Bus auf dem Weg zurück zum Hotel und vervollständigten unseren Check in, entspannten kurz, nur um uns abermals Todesmutig in die Massen zu stürzen. Dabei wurde uns klar, das wir bei der ersten Begehung das Glück hatten, die “Mittagspause” erwischt zu haben, jetzt am Nachmittag war noch mehr los. Dafür waren aber die Restaurants (vergleichsweise) leerer und so gönnten wir uns einen weiteren Snack, aßen ein paar köstliche Crêpes und sahen am Fenster den Massen dabei zu, wie sie an uns vorbei trampelten. Hier stellten wir dann unumstößlich fest, dass wir doch vielleicht (aber nur vielleicht) etwas zu viel Sonne abbekommen hatten. So viel Sonne sogar das ich mir mehrere Tage später, als ich wieder auf Arbeit war Sprüche anhören durfte, wie „Hast du die PC-Monitore zu hell eingestellt?“. Gute und freundliche Kollegen sind doch eine Bereicherung, oder?
Zufrieden mit unserem Besuch fuhren wir abermals zurück ins Hotel und entspannten noch etwas, um uns Geistig und Körperlich auf das Abendessen vorzubereiten. Wir hatten uns bereits ein einen Restaurant nahe unserem Hotel ausgesucht, das auch eine (funktionale) Englische Karte hatte.
Den Tag ließen wir dann zusammen auf einer nahe gelegenen Brücke mit Blick auf Mont Saint Michel ausklingen und genossen dabei zusammen einen Becher Met und nutzten die Gelegenheit ein paar Fotos im Dämmerlicht zu machen. Diese Idee hatten nicht nur wir und so teilten wir den Sonnenuntergang unter anderem auch mit einem Schwarm Asiaten.
Das Schwarmverhalten von den vermutlich Japaners, war recht Interessant und brachte und etwas Belustigung. Niemals brach jemand aus der Gruppe aus, sie bewegten sich immer nur zusammen von Ort zu Ort.
Als es dann schließlich zu Dunkel wurde, verabschiedeten wir uns zur Nachtruhe. Schließlich mussten wir morgen wieder die komplette Strecke zurück fahren.
Am Morgen Tags darauf trafen wir uns beim Frühstück wieder und diesmal verdiente es auch diese Bezeichnung, aber für 15€ p. P. ist das auch zu erwarten. Es gab so gut wie alles, außer Brötchen (leider). Aber so gestärkt, machten wir uns auf die Heimreise und stellten uns den Wegelagerern in Form von französischen Mautstationen. Wir hatten auch recht Glück mit Staus und Baustellen und mussten nur für die gefühlten 300 Mautstellen Semi-Pausieren.
Diesmal leitete uns das Navi nicht über Belgien sondern beschloss in seiner unglaublichen elektronischen Weisheit uns nicht an Paris vorbei, sondern direkt durch Paris zu schleusen. Das nutzten wir so gleich um den Eiffelturm aus der “Nähe” (von der Autobahn) zu sehen.
Die Pariser haben es aber nicht so ganz mit übersichtlicher oder intuitiver Verkehrsführung und so waren wir alle froh, dass wir 3 paar Augen im Wagen hatten um die richtige Weg zu finden. Trotz der guten Wegbeschreibung von unserem Navi. So schafften wir es auch in Teamarbeit gut durch Paris und erreichten problemlos deutschen Boden. In Frankfurt trennten wir uns nach einer weiteren Pause und voneinander und nach insgesamt knappen 12 Stunden war ich dann auch wieder zuhause und wollte nur noch Duschen. Denn die Sonne hat einen schon ganz gut gebacken im Auto.
Aber nach dem Roadtrip ist vor dem Roadtrip, nur weis ich noch nicht genau wann es wohin geht. Zu viel Denken und Planung ist dem Spaß sowieso nicht zuträglich.
Krebs
Ja es war eine spannende Tour. Wir haben echt Spass gehabt und enorm viel gesehen. Ein besonderen Dank noch an dieser Stelle an dich. Du hast eine gute und spannende Fotodokumentation des Trips für uns gemacht ;-)